Zu ›Weitreichende Gedankenreisen‹ wechseln

Novelle: Vogelfrei

C.R. Reltir

Fantastische Geschichten

Die vergessene Ballade

»Das Schwarze Nichts
ist in und um uns!«

Klicke hier und erfahre Näheres darüber im Roman »Geschehnisse um Licht und Finsternis«.

Anmeldung zum
Newsletter

Möchtest du gerne weitere fantastische Geschichten lesen, dann melde dich zum Newsletter an und ich werde dir aus erster Hand Neuigkeiten zu meinen Büchern zukommen lassen.

Hier gehts zur Anmeldung

Geschichten der Niederungen

Geschehnisse um
Licht und Finsternis

Die Geschwister Meah und Danbourg leben hoch oben über den Wolken auf einem Landteller. In der Niederung des Schattwalds, wo sie als gemiedene Waisen im Stamm der Bat’ma aufwachsen, lauern jenseits der Lichtung hungrige Kreaturen, die in finsteren Zeiten über das Dorf herzufallen drohen.
Einer alten Tradition folgend, ist es an den Jugendlichen, wieder Licht zurück in die Finsternis zu bringen. Als sie zu ihrem Stamm zurückkehren, ist nichts mehr, wie es war.
Meah muss – allen Widrigkeiten zum Trotz – ihren ganzen Mut zusammennehmen, um sich ihren Ängsten und den scheinbar unbesiegbaren Gegnern zu stellen.

Werden Meah und Danbourg es schaffen, das Überleben ihres Volkes sicherzustellen?



Ein Ort der Geschichten

Wir Menschen leben seit sehr langer Zeit auf diesem grünblauen Planeten. Trotz seiner schier endlosen Größe denken wir bereits alles erforscht und gesehen zu haben. Wir bilden uns ein, die meisten Tiere der Natur zu kennen, und manch niedergeschriebenes Naturgesetz halten wir für unumstößlich. Überirdisches tun wir als Hirngespinst ab, weil wir es uns bis jetzt nicht erklären können und gar nicht mehr zu erklären versuchen. Die Welt ist überentdeckt worden, und doch bleibt ein großes Land vor uns in den Wolken verborgen. Stets in weißen Dunst gehüllt, befindet sich dort ein Landteller, der bisher in seiner Größe weder erfasst noch errechnet worden ist.

In diesem Land herrschen Lebewesen, die wohl kein Mensch jemals zu Gesicht bekommen hat. Obwohl, so sicher ist man sich da nicht, denn in vielen irdischen Sagen und Mythen werden ähnliche Kreaturen erwähnt oder gar beschrieben – wenn auch eher schlecht als recht, muss an dieser Stelle angefügt werden. Sicher ist, dass die für lange Zeit allgemeingültige Meinung, die Erde sei eine Scheibe, darauf zurückzuführen ist, dass einst ein Dokument der Gelehrten von Altstadt aus lauter Ungeschick seinen Weg über den Klippenrand des Landtellers gefunden hat und ins vermeintliche Nichts gesegelt ist.
Das darin enthaltene Wissen um den Landteller ist von unseren damaligen Gelehrten irrtümlicherweise direkt auf die von uns besiedelte Kugel übertragen worden.
Wie wir heute wissen, ist der Trugschluss der flachen Scheibe als Erde entdeckt und der Sachverhalt nach einigen blutigen Scharmützeln richtiggestellt worden.
Für die Völker des Landtellers hoch oben in den Wolken spielt dies alles keine Rolle. Sie verbringen ihr Leben in den Niederungen zwischen den vier Bergrücken der westlich gelegenen Glimmsteinberge.

Die mittlere der drei Niederungen wird größtenteils von einem immergrünen und stets weiterwachsenden Wald bedeckt, dem Schattwald. Hier haben über die Jahrhunderte hinweg viele Tiere und Kreaturen ein Zuhause gefunden. Der Wald ist reich an Nahrung und die immer wiederkehrenden und sehr starken Regenfälle liefern genügend Wasser, um jeglichen Durst zu stillen.
Im Gegensatz dazu sind die beiden danebenliegenden Niederungen von karger Natur. Eine davon ist zur Hälfte mit Sand gefüllt. In der Sandmarwüste regnet es bloß an einem Tag im Jahr und auch dann nur für kurze Zeit. Wer auch nur einen Fuß in den heißen Sand gesetzt hat, wird behaupten, hier könne unmöglich etwas oder jemand über längere Zeit leben. Doch wer weiß das schon so genau?!
Die andere Niederung ist einst so belebt und üppig grün wie die mittlere gewesen, heute ist sie nur mehr schwarz verkohlt und rot glühend. Hier sind vor langer Zeit die heißen Feueradern der Glimmsteinberge – genannt Glimmsteinadern – an die Erdoberfläche getreten und haben alles verbrannt, was sich nicht kurzerhand über den Bergkamm in die Nachbarsniederung gerettet hat. Seither steigt das Feuer unerbittlich aus der Tiefe des Grundsteins auf.
Auch die vom Schattwald herüberziehenden Regenschauer können die Glut nicht löschen. Die Hitze verdampft das Wasser in der Luft und schickt den dichten Nebel direkt zurück zur Mitte des Landtellers. So taucht die sogenannte Negridebene den Schattwald stets in eine dichte Nebelsuppe. Was dort seither lebt oder sich wieder angesiedelt hat, ist weitestgehend feuerresistent oder hat gelernt, sich gegen die enorme Hitze zur Wehr zu setzen.

Isoliert in diesen drei weitläufigen Tiefebenen sind Bürgerschaften entstanden, die nach ihren eigenen Riten und Religionen leben. So sind über die Jahrhunderte hinweg große Kulturen erwachsen und weniger erfolgreiche Kulturen untergegangen. Immer blieb das Leben wild und ungestüm in diesen Landen. Durch Veränderungen, im Guten wie im Schlechten, tragen sich in den Niederungen Legenden zu, die zu erzählen es sich lohnt; so verhält es sich mit diesen Geschichten.

Landteller-Poesie

Altstadts Tavernenballade
Wir sitzen in der Taverne beim Blaakyale Bier; die Kehle nass, es ist ein Spaß.
Draußen tobt die Altstadt wild; nimmt Leben von Mann, Frau, Alt und Kind.
Wer weiter lebt, den zergt der Mief; holte den Treber, währenddem er schlief.
Wer wenig hat, wird mit wenig satt; das Blaakyale Bier setzt den Hunger matt.
Darum sitzen wir in der Taverne beim Blaakyale Bier; die Kehle nass, es ist ein Spaß.
Die Oberen Viertel der Obrigkeit, in den Unteren herrscht die Dunkelheit.
Die Kerzen wärmen uns allesamt, eine Heizung ist uns nicht bekannt.
Wie wäre es schön, dort reich zu sein, fern von jeder Marter und aller Pein.
Doch was stünde uns beim Spiegeln bevor; wer sein Glück erkauft wird zum Tor.
Lieber sitzen wir in der Taverne beim Blaakyale Bier, die Kehle nass, es ist ein Spaß.
Denkfabrik in Altstadt:
Die sozialkritische Denkerin Allo'Tria
Dass Macht macht, dass wir Worte verdrehen.
Du uns und uns du sich nicht mehr verstehen.
Worte, die uns teilen, zu unterschiedlichen Teilen.
Paradox, groß-klein, Zeilen-Meilen, die einkeilen.
Härter zu fassen, als fassbar zu machen.
Wärter der Wörter, Ausrufezeichen krachen.
Zum Pol wird -emik und -itik,
was kann Mensch da machen.
Kein Platz für Kri-tik, Hysteriker*innen lachen.
Wer will das, der hat was – nicht das letzte Hemd.
Kein Mensch will das, das hat was,
so ist Mensch kein Mensch.
Hollanduinsches Schiffsgedicht
Im Schattwald bricht ein Morgen an.
Die Mannschaft hält sich in Sorgen bang.
Vorüber ein Sturm, den man kaum erträgt.
Der Luftschiffe aus den Lüften fegt.

Wie geht es weiter – kaum zur Luft.
Oh weh, wer schreit da – was für ein Duft.
Dieser Wald hält vieles bereit,
doch leider kein Blaakyale und keine Maid.

Wispernden Bäumen ist nicht zu vertrauen,
auch nicht den Luren, die Hollanduinen verdauen.
Mit Bedauern findet man den Ausweg kaum.
Aus diesem üblen waldgewordenen Traum.

Monde später sitzen wir erschöpft hier
in der Kneipe zum Schutzwall und stürzen das Bier.
Verkünden dies Gedicht in verlorener Angst.
Auch wenn niemand vergisst, was du besangst.

Das Leben geht weiter, es hält im Wandel nicht an.
Der Hollanduine ist tapfer, wenn er handeln kann.
Fürs Geschäft kein Trübsal, er hat das Gesinge satt.
Den Handel um sein Leben er schließt von Neuem ab.

Im Schattwald bricht ein Morgen an ...

Kompendium


4. AUSGABE
(wird laufend erweitert, korrigiert und ergänzt)

PROFESSOR SEV’ERIX PALTAFRAX

Das Kompendium öffnen
oder schließen

Prof. Sev’Erix Paltafrax, der:
._. Professor Sev’Erix Paltafrax ist maßgeblich an der Erforschung und Erfassung der Eigenheiten des Landtellers beteiligt und doziert an der Akademie für Waldtheologie. Zudem berät er ehrenamtlich das Amt für Tellerfragen in wichtigen Angelegenheiten. Wenn der Professor nicht berät oder doziert, arbeitet er in seiner privaten Hausbibliothek an wissenschaftlichen Studien und wohnt mit seinem Mann und ihren sieben Kindern in den Oberen Vierteln von Altstadt.
Aileemakraut, das:
._. Das Aileemakraut duftet himmlisch, elegant und frisch und hat eine angenehme Säurestruktur. Nicht zu viel davon und nicht zu wenig hiervon. Diese Eigenschaften machen es bei den Riechwässerern in Altstadt außerordentlich beliebt, sie verwenden es in beinahe jedem ihrer wohlriechenden Duftwässerchen. Seine feingliedrigen Blüten, die vielfarbig schimmern und sich zum Takt des Windes öffnen und schließen, sind wunderbar anzusehen.
Aisida, die:
._. Die heilige Aisida gilt als Schutzpatronin der Hollanduinen. Der Sage nach hat sie weit draußen im Schattwald den ersten Flugschifffahrer – der sein Glück in der Luft mit einem desolat zusammengezimmerten Schiff gesucht hat – nach dessen Absturz aufgegriffen, gesund gepflegt und nach Altstadt zurückbegleitet. Ohne ihr Zutun wären die Hollanduinen nicht zu dem großen luftschifffahrenden Volk geworden, das sie heute sind.
Altstadt:
._. Altstadt ist eine der beiden (bekannten) oberirdischen Städte auf dem Landteller und befindet sich im Osten des Landes. An keinem anderen Ort ist der Gestank in den Straßen und die Ungleichheit unter den Bewohnern größer (zumindest nach der Befreiung von Rikschaan). Dieser Tiegel der Gewalt bietet Schutz vor dem Schattwald, der vom großen Schutzwall von der Stadt ferngehalten wird. Unter anderem werden hier die begehrten Lichtsteine geschlagen.
Baastnuss, die:
._. Die Baastnuss ist eine durch und durch blau gefärbte Schließfrucht, die trotz ihres leicht bitteren Geschmacks oft von den Bat’ma gegessen wird. Sie ist reich an Nährstoffen und sättigt vorzüglich. Besonders während der Kaltzeit landen die gut haltbaren Früchte öfter auf den Tellern des Waldvolkes.
Bat’ma, die:
._. Das Volk der Bat’ma bevorzugt das Leben in der Wildnis gegenüber dem in der Stadt. Mit ihren eigenen Riten und Lebensgewohnheiten trotzen sie über die Jahrhunderte hinweg der Finsternis und den Viechern des Schattwalds. Ein Teil dieser Volksgruppe hat sich vor den Toren zu Altstadt niedergelassen und kultiviert ätherische Pflanzen, die in Altstadts Riechwässereien zu Duftwasser verarbeitet werden, um der Oberschicht den Mief der Stadt von der Nase zu nehmen.
Bat’ma Lichtung, die:
._. Baumlose Flächen im Schattwald lassen sich an zwei Händen abzählen. Erzählungen der Hollanduinen zufolge ist die Lichtung der Bat’ma eine der größeren, wenn nicht die größte. Auf ihr lebt das Waldvolk seit jeher unter den Lichtsteinen, die am Halteballon über der Lichtung hängen. Zwischen ihrem Dorf und der Baumgrenze liegen die Wiesen und Felder, auf denen die ätherischen Pflanzen der Bat’ma prächtig gedeihen. Dahinter markieren die Glimmsteintafeln, welche die ganze Volksgeschichte zeigen, die Grenze zum düsteren Wald.
Blaakyale Bier, das:
._. Dieses Bier ist das meistgetrunkene der mittleren Niederung. Es wird in ganz Altstadt ausgeschenkt. Hierbei kommt der Kneipe ›Zum Schutzwall‹ eine besondere Bedeutung zu, die Rezeptur stammt aus der Versuchsbrauerei des findigen Kneipenbesitzers aus dritter Generation, der seinen Gästen ein paar Münzen mehr aus ihrem Klimperbeutel hat entlocken wollen. Das stark alkoholhaltige Gebräu eignet sich dazu hervorragend! Es macht die Konsumenten nicht nur spendierfreudiger, sondern hält sich auch bei der Stange. Blaakyale Bier macht stärker abhängig als der Yulandersaft der Bat’ma.
Blendyre, die:
._. Die Blendyre (auch Täuscher, Illusionisten oder Illusionswandler genannt) sind ein uraltes Waldvolk, über das nur wenig bekannt ist. Man weiß, dass sie sich dem Schutz allen schützenswerten Lebens auf dem Landteller verschrieben haben. Dies tun sie, seit ihnen Ser’Muuhl – der Schöpfer allen Lebens – den Ursprung der Schöpfung gezeigt hat und ihnen diese Aufgabe abermalig auferlegt. Hierzu trinken sie von klein auf ihre Urtynktur, die es ihnen angeblich ermöglicht, mittels eigener Illusionen selbst am Schöpfungsvorgang mitzuwirken. Ihre Illusionen können im Schwarzen Nichts (unbeständig) oder direkt auf dem Landteller (beständig) verwirklicht werden. Sie hausen zurückgezogen am Fuß der Glimmsteinberge unter den Bäumen, die den Himmel berühren.
Blutfisch, der:
._. Der Blutfisch tritt meist in Schwärmen auf, ernährt sich in erster Linie von Blut und an zweiter Stelle von Plankton. Aus den roten Blutkörperchen seiner Nahrung gewinnt er den nötigen Sauerstoff, um unter Wasser atmen zu können. Er zählt zu den kiemenlosen Fischen, weshalb er überwiegend in den Gewässern des Schattwalds vorkommt, wo sich einfacher vergossenes Blut finden lässt. Da er nur daumengroß ist und äußerst flink schwimmt, lohnt sich die Jagd auf ihn selten; er kennt keine Fressfeinde. Seine rote Haut schimmert durchsichtig.
Blysanderwurm, der:
._. Der Blysanderwurm ist ein entfernter Verwandter des Reganwurms. Im Gegensatz zu seinem Artgenossen wühlt er sich durch die Atmosphäre und nicht durch den Untergrund und ist weiß, nicht braun gefärbt. Die verspeiste Luft stößt er aus verschiedenen Körperdrüsen, die zwischen den rundlichen Körperringen sitzen, wieder aus; dadurch fliegt er. Das blinde, riesenhafte und dumme Tier prescht im Himmel wild durch die Wolken und verschlingt alles, was ihm in die Quere kommt. Er wird von den fliegenden Händlern gefürchtet.
Boschaat, der:
._. Boschaaten sind Raupen sehr ähnlich, besonders ihre Kletterkünste und die langen farbig-flauschigen Raupenhaare machen dies deutlich. Sie fühlen sich stark mit dem Schattwald verbunden und verbringen naturgemäß ihr ganzes Leben darin. Ein sensibles Sensorium hilft ihnen, den täglichen Gefahren des Waldes aus dem Weg zu gehen. Diese Wesen sind eher scheu, aber sehr liebenswert. Ihre Hilfsbereitschaft und Herzensgüte rührt daher, dass sie über mehrere Leben hinweg die Gunst ihrer Mitwesen sammeln, sogar einen Teil ihrer Energie aus dieser gewinnen und sich schließlich mittels Verpuppung zu einem höheren Wesen entwickeln, dem Drachenvogel. Letztere sind ihre Ahnen und Schutzherren.
Burlandaffe, der:
._. Die Burlandaffen stammen ursprünglich aus dem wenig bekannten Burland und sind von heute auf morgen im Schattwald aufgetaucht. Sie werden von der Bevölkerung des Landtellers gemeinhin als › Kletterer‹ bezeichnet. Durch die Saugnäpfe an ihren Händen und Füssen klettern sie ausgesprochen sicher, aber nicht sehr flink; ihre Saugkraft ist so stark, dass die Tiere sich bei jeder Bewegung von der Oberfläche losreißen müssen. Da glatte Flächen für sie kein Hindernis darstellen, tasten sie sich öfters über den Schutzwall bis nach Altstadt vor. Ganz zum Leidwesen der Bewohner, die diese Diebe nicht ausstehen können. Ihre enormen Augen entdecken rasch zukünftiges Diebesgut. Dank ihres seidenen Fells, das geschmeidiger nicht sein könnte, entkommen sie jedem Griff.
Dalsbaat, der:
._. Erklingt sein unüberhörbares Knurren, sollte man tunlichst davon ablassen, einen weiteren Schritt zu machen. Tritt man trotz dieser Warnung auf den kleinen Wiesenbewohner, schlägt er seine Zähne in den Tretenden und lässt ihn erst wieder los, wenn man seinen Kopf mit Zitronensäure beträufelt. Da der Dalsbaat viele Keime in seinem Mund beheimatet, entzünden sich die schmerzhaften und tiefen Bissspuren oft. Sein Knurren wird gerne mit den Paarungslauten des Schrommpers verwechselt. Der faustgroße Beißer gleicht mit geschlossenem Mund einem runzligen schwarzen Lederball. Seine Haut ist mit kleinen Knoten übersäht.
Dammse, die:
._. Die Dammse kann gut in Gefangenschaft gehalten werden und wird von vielen Waldvölkern gezüchtet. Zum einen ist sie sehr genügsam, was ihr Futter angeht und äußerst nahrhaft, zum anderen können ihre schwarzen Federn als weiche Stopfware verwendet werden, die nicht nur gut polstert, sondern auch gut wärmt. Ärgert man das Tier zu sehr, schlägt es mit seinen sechs Flügeln wild um sich und pickt mit dem gelben Schnabel. Kratzen kann es dabei nicht, ihm fehlen die Beine, Füße und die krallenbesetzten Zehen.
Danusie, die:
._. Diese Schattwaldpflanze gehört zu den mächtigsten unter den Blattkelchgewächsen. Ihre Blätter wachsen mehrere Schritt breit in Form eines Tellers und können große Lasten in sich aufnehmen. Zudem sind sie mit scharfen Dornen besetzt, die sie für jeden umherstreunenden Waldbewohner gefährlich machen.
Dornbalgbusch, der:
._. Ein dorniges Gestrüpp; mehr ist darüber nicht bekannt.
Dörrfisch, der:
._. Dörrfische eignen sich – wie es der Name vermuten lässt – hervorragend für die Lufttrocknung. Die Haut dieser Fischart trägt derart viel Wasser aus ihrem Körperinneren nach außen, dass der Vorgang innerhalb einer Sandglasumdrehung abgeschlossen ist. Werden sie dabei zusätzlich über den Rauch eines Feuers gehalten, eignen sie sich noch Jahre später für den Verzehr. Appetitlich sehen die Tiere nicht aus, ihre herausquellenden Glubschaugen, der verwachsene Mund und die vierzehn zu klein geratenen Seitenflossen muten seltsam an.
Drachenvogel, der:
._. Der Drachenvogel entwickelt sich im Wandelkokon eines Boschaats und ist ein mächtiges drachenartiges Wesen. Das zeigt sein schwarzer Drachenschädel, aus dessen skelettartigen Augenhöhlen die aus Feuerkreiseln bestehenden Augen blicken. Unter seinen Flügeln lodert das Feuer der Glimmsteinberge, mit dem er nachts das Firmament bemalt; bei Tag zieht er einen schwarzen Schweif – bestehend aus seinen Stützhaaren – durch die Lüfte. Geschützt wird ihr Körper von unzähligen Panzerplättchen, die in der Farbe dem ehemaligen Boschaatenfell gleichen.
Ein Drachenvogel reklamiert den Vornamen des Boschaats für sich, gefolgt von einem › ’Ahn‹. Sie fühlen sich den Boschaaten gegenüber verpflichtet und treten als ihre Schutzherren auf. Auch über weite Distanzen hinweg bleiben die Drachenvögel untereinander in Verbindung, in ihren Erinnerungen sind sämtliche Geschöpfe dieser Art eins.
Drachenvogelglas, das:
._. Dieses rostrote Glas findet man in sandreichen Landstrichen, die von Drachenvögeln besiedelt werden. Landet ein Drachenvogel im Sand, schmilzt dieser unter dem Feuer seiner Flügel und wird zum Drachenvogelglas.
Faulmaul, das:
._. Faulmäuler sind lautlose Rudeljäger, die ausgewachsen an die drei bis sechs Schritt messen. Die Fäule trieft den Fleischfressern buchstäblich aus dem Mund. Ihre langen, bläulichen Zungen tasten nach Nahrung und bilden ununterbrochen Blasen, die kurz nach der Entstehung zerplatzen. Aus den hervorgebrachten Wunden trieft eine zäh-schwarze Flüssigkeit, die für den fauligen Gestank verantwortlich ist. Sie bewegen sich auf allen vieren fort und ihr Körper wird von dichtem, aber kurzem schwarz-rot gemustertem Fell bedeckt. Nur an der Bauchunterseite ist ihre gänzlich weiße Haut zu sehen.
Flandermoos, das:
._. Diese weitverbreitete Moosart eignet sich zur Wundpflege, sie hat eine antiseptische Wirkung. Aber Vorsicht! Es gibt Getier, das sich diesen Umstand zunutze macht. Man sollte vor der Verwendung als Wundverband sichergehen, dass sich keine dieser Parasiten zwischen den kleinen grünen Moosspitzen eingenistet haben.
Flukswurzel, die:
._. Die scharf riechenden und schmeckenden Wurzeln werden als Würze in den Eintopf gegeben. Es ist nicht bekannt, ob sie nur zu diesem Zweck unter der Erdoberfläche existieren oder ob sie ein Gewächs mit Nährstoffen versorgen.
Fooger, der:
._. Beobachtet man im Schattwald eine sich schnell bewegende Nebelwolke, hat man es mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem Fooger zu tun. Diese Riesen werden immer vom Nebel verhüllt, weshalb nicht bekannt ist, wie sie darunter aussehen. Sie riechen Blut über weite Entfernungen hinweg und richten ihr tägliches Tun sowie den Speiseplan danach aus.
Glimmsteinader, die:
._. Das von den Glimmsteinbergen ausgehende Feuer wird über die Glimmsteinadern durch den Grundstein getragen. In der Untertagschmiede macht man sich diese zunutze. Meistens sind die Adern tief im Grundstein verborgen, doch manchmal treten sie zutage und verbrennen alles, was sich in ihrer Nähe befindet. So ist es einst in der Negridebene geschehen.
Glimmsteinberge, die:
._. Die Glimmsteinberge befinden sich im Westen des Landtellers und steigen hoch über den Schattwald auf – ein riesiges Bergmassiv. Sie sind fest mit dem Grundstein verbunden und verteilen durch ihn ihre Hitze unter dem Landteller. Dadurch sorgen sie für die warme und fruchtbare Erde des Schattwalds.
Glimmsteinkamm, der:
._. Von den Glimmsteinbergen im Westen ausgehend, ziehen sich vier Bergrücken gen Osten. Zwischen diesen Glimmsteinkämmen liegen die drei Niederungen des Landtellers.
Gollithen, die:
._. Sie gehören zu den riesenhaften Geschöpfen auf dem Landteller. Obwohl sie nicht das Körpermaß eines Foogers erreichen, wachsen sie dennoch zu beachtlicher Größe heran. Ihr grober Körperbau, der haarlose Kopf, eine knollige Nase und die spitzen Zähne passen nicht zu ihrem Charakter. Sie sind grundsätzlich von harmloser Natur und in keiner Weise boshaft, nur ihr ungelenkes Dasein (z. B. die trampelnde Fortbewegung etc.) zieht zuweilen die Bewohner des Landtellers in Mitleidenschaft. In solchen Momenten zeigen ihre liebevollen Augen in leiser Trauer ihr Unverständnis über ihr Unvermögen zum grazilen Umgang mit ihrer Umgebung. Sie leben überwiegend in den Höhlen der Glimmsteinkämme. Da sie sich oft an den felsigen Wänden stoßen, ziert im Minimum ein Furunkel, manchmal sogar ein Karbunkel, jeden Gollith.
Groonflochs, das:
._. Dieses Kraut wird in getrockneter Form von Pfeifenrauchern wegen seines süßlich-milden Geschmacks geschätzt. Es muss bei der Verarbeitung unbedingt auf eine gute Austrocknung geachtet werden, zu frisches Kraut schmeckt abscheulich bitter. Es wächst in Höhlen auf dem ganzen Landteller, ob trocken oder feucht spielt keine Rolle, nur dunkel muss die Umgebung sein.
Grufine, die:
._. Die Grufinen sind spinnenartige Wesen mit außerordentlich langen Beinen. Jedes einzelne der zwölf Beine kann bis zu zwölf Fuß lang werden. Je nach Geburtsjahr und damit verbundenem Wachstum tragen die Beine zwei bis zehn Körper, die ineinander verschlungen festwachsen. Jeder Körper wird wiederum von fünf bis zwanzig Augen besetzt, die pausenlos die Umgebung absuchen. Die scheuen Tiere verbergen sich oft in Ahnengrüften; sie mögen ihren Lebensraum modrig, übel riechend und feucht.
Grundstein, der:
._. Auf ihm findet das Leben des Landtellers statt. Glaubt man dem Schöpfungsmythos der Blendyre, ist er durch die Tränen von Ser’Muuhl im Schwarzen Nichts geschaffen worden, um die Illusion des Lebens zu tragen, die sich an ihn bindet.
Gryyfenvogel, der:
._. Der Gryyfenvogel besteht aus dem Körper eines größeren Greifvogels und dem Kopf einer Raubkatze. Das weiße Gefieder wird gekrönt von der goldfarbenen Mähne des Weibchens oder der schwarzen des Männchens. Die Schwingen eines ausgewachsenen Gryyfen erreichen eine Spannweite von bis zu vier Schritt. Seinen Nistplatz findet er in den senkrecht aufragenden Felswänden des Glimmsteinkamms zwischen der Niederung des Schattwalds und der Sandmarwüste. Das senkrecht wachsende Moos benutzt er bevorzugt als Nistmaterial. Seine weitreichenden Beuteflüge schließen den ganzen Schattwald mit ein; von Altstadt bis hin zu den Glimmsteinbergen legt er gleitend weite Distanzen zurück und jagt alles, was er durch die Luft zu tragen vermag.
Halteballon, der:
._. Der Halteballon schwebt seit Bat’magedenken über ihrer Lichtung im Schattwald und wird von den Halteleinen und dem Gewicht der Lichtsteine am Davonfliegen gehindert. Entnommene Lichtsteine lassen ihn höher steigen, hinzugefügte tiefer. So werden die Hompelhäuser, die an der Halteleine des Ballons aufgefädelt sind, bei schwindendem Licht näher zur Lichtquelle gezogen. Seine Kraft erhält er durch die Füllung mit Luftknollen.
Halteleinen, die:
._. Die dicken Leinen tragen die Hompelhäuser der Bat’ma und sind am Halteballon angebracht. Sie beginnen am Ballon über der Dorfmitte und führen im weiten Bogen zur Zwischenwiese.
Haltenetz, das:
._. Dieses große Netz hält die Lichtsteine unter dem Halteballon.
Hamatid, die:
._. Die Stammesmitglieder der Hamatid sind bekannt für ihre heißblütige Art und ihre durchgehend makellose Schönheit. Es wird erzählt, dass man sich in ihren tiefschwarzen Augen verlieren und sich nie mehr daraus befreien kann. Angefangen bei den Augen, zeichnen sie mit Kohle mit zunehmendem Alter größer werdende Muster auf ihre Gesichter, bis kurz vor ihrem Tod das gesamte Antlitz schwarz gefärbt ist.
Handelsblatt, das:
._. Diese Papiere haben als eine Art Pass gedient und in Rikschaan die Händler von den Sklaven unterschieden. Ohne Handelsblatt hat man keinen freien Zugang zur Stadt erhalten.
Heimkehrer, die:
._. Sie werden in Altstadt als Geister bezeichnet, die Bat’ma nennen sie Heimkehrer. Angezogen von Geräuschen, versuchen sie die Lebenden auf die körperlose Seite zu ziehen. Das Volk der Bat’ma sieht in ihnen zerrüttete Seelen, die nicht von Salen behütet werden und, gebunden an den Ort ihres Todes, auf ewig über den Landteller wandeln. Die Gelehrten in Altstadt können diese Erscheinung bisher nicht erklären. Die Heimkehrer schweben ungefähr fünf Fuß hoch in der Luft und bestehen aus einer nebelähnlichen Substanz, die durch eine schwarze, sich kräuselnde Ader an die Erde gebunden wird.
Hitzeschlund, der:
._. Ein Tunnel, der die Hitze einer Glimmsteinader durch den Grundstein in die Untertagschmiede trägt.
Hitzeader, die:
._. Siehe ›Glimmsteinader, die‹
Hollanduinen, die:
._. Die Hollanduinen sind ein stattliches Volk von fliegenden Händlern, die mit ihren Luftschiffen den ganzen Landteller bereisen. Ihre Haupthandelsroute verläuft zwischen Rikschaan und Altstadt. Vor Zeiten haben sie als einzige Händler Altstadt mit den gut riechenden Kräutern der Bat’ma versorgt, im Austausch für Lichtsteine.
Holschuld, die:
._. Bevor die Hollanduinen mit den Bat’ma Lichtsteinhandel getrieben haben, hat die Tradition der Holschuld für den nötigen Nachschub gesorgt. In jeder Generation hat sich eine Gruppe von Jugendlichen auf den weiten Weg durch den Schattwald gemacht, um sich als Arbeitskräfte in der Stadt die Steine zu verdienen, sie in einer Waldkarawane zurück zur Lichtung zu schaffen und damit die Holschuld zu tilgen. Durch das erneuerte Leuchten haben sie das Überleben der kommenden Generation auf der Lichtung gesichert.
Hompelhaus, das:
._. Die tropfenförmigen Behausungen der Bat’ma erinnern vielmehr an überdimensionale Vogelnester als an Häuser im herkömmlichen Sinn. Die innere Tragstruktur aus Holz wird von einer dicken Schicht aus welken Pflanzenresten bedeckt, die den Innenraum trocken und warm hält. Die Hompelhäuser hängen an der Halteleine unter dem Halteballon und beherbergen je eine Familie. Nicht bestätigten Erzählungen zufolge sind sie im Innern äußerst gemütlich eingerichtet.
Homsratte, die:
._. Die Homsratte ist ein Nager, der den Waldbewohnern das Leben schwer macht. Vorräte riecht er von weit her. Bei näherer Betrachtung hat man das Gefühl, sein Fell sei nach hinten zum Rattenschwanz verrutscht. Der Köper der Ratte zeigt nackte Haut, ihr Schwanz ist von grauem Fell überzogen.
Horngryph, der:
._. Der Schnabel des Horngryphen geht direkt in zwei Hörner über, die sich gewunden in den Himmel schrauben. Ihre Spitzen sind oft blutgetränkt, der temperamentvolle Vogel geht keinem Kampf aus dem Weg. Wie der Vogel sich derweil aufrecht hält, ist ein Rätsel, denn im Vergleich zu seinem schmächtigen Vogelkörper sind die Hörner viel zu mächtig ausgefallen; fliegend hat man ihn noch nie beobachtet.
Horn von Rikschaan, das:
._. Das große Horn von Rikschaan sitzt auf der Mauer der Stadt. Heute rettet es arme Geschöpfe, die sich in die Wüste verirrt haben; es weist ihnen den Weg. Früher, vor der Befreiung Rikschaans, sind diese Leute durch das Horn angelockt und direkt vor den Stadttoren versklavt worden – es sei denn, sie waren im Besitz eines Handelsblatts. Selten wird das Horn für unsere Ohren hörbar geblasen, öfter wird es so tief gespielt, dass man es nur im Innern fühlt. Das Dröhnen, das jeden Knochen in Schwingung versetzt, zieht jeden magisch zur Klangquelle hin.
Hungtinktur, die:
._. Die Hungtinktur ist eine gelbe klebrige Salbe, die intensiv nach nassem Holz und Blumen riecht. Sie lindert augenblicklich Schmerzen, desinfiziert Wunden und lässt Verletzungen schnell abheilen.
Hurdentanne, die:
._. Die Äste dieser riesigen Nadelbäume wachsen eng beieinander. Ihr Kleid aus großen Nadeln wechseln die Bäume etwa zwei- bis dreimal im Jahr. Die abgeworfenen Nadeln bilden eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Flora und Fauna des Schattwalds, in dem die Tannen sehr häufig vorkommen. Ihre Wurzeln teilen sich weit über dem Waldboden vom Stamm und wachsen von dort aus verworren in den Boden. Viele Tiere nutzen den Raum zwischen den Wurzeln der Hurdentannen als Unterschlupf.
Jardenie, die:
._. Eine schön anzusehende und gut riechende Blume mit gelbem Blütenkelch und blauem Stiel ohne Blattwerk.
Kaltzeit, die:
._. In der einen Hälfte des Jahres wird das Leben von der Kälte des Himmels heimgesucht. Die Kaltzeit stellt für viele Bewohner des Landtellers eine besonders schwere Zeit dar, es droht der Erfrierungstod und die Nahrung wird knapp.
Kerkermeisterinnen, die:
._. In Rikschaan sind die Kerkermeisterinnen dereinst eingesetzt worden, um die Gefangenen gefügig und gesprächig zu machen. Nur Bürgerinnen der Sklavenkaste Rikschaans hat man derart ausgebildet. Sie haben sich aufs Foltern genauso gut verstanden, wie aufs Zuhören und die Kräuterkunde. Seit der Befreiung von Rikschaan trifft man sie in dieser Stadt nicht mehr an; wohin sie sich zurückgezogen haben, ist unbekannt.
Klettermaunze, die:
._. Ihren Namen hat sie den kläglichen Lauten zu verdanken, die sie beim Klettern pausenlos von sich gibt. Die grazilen Tiere mit katzenartigem Körper, weißem Fell sowie schwarzem Kopf und schwarzen Pfoten erklimmen geschickt auch die schwierigsten Hindernisse. Gezähmte Maunzen werden in Altstadt gezielt für Einbrüche in höher gelegene Räume eingesetzt.
Klimperbeutel, der:
._. Ein Beutel, in dem metallene Münzen oder andere Zahlungsmittel mehr oder weniger sicher verwahrt werden. Oft wird er aus besonders widerstandsfähigem Leder doppelt gewandet hergestellt, um Dieben die Schlitzerattacke zu erschweren, bei der sie in der Menschenmenge mit einem Dolch den Beutel zu durchtrennen versuchen.
Kundnymphe, die:
._. Die Kundnymphe verkündet mit ihrem seltsam weinerlichen Gesang das Ableben eines Landtellerbewohners, welches sie meistens selbst zu verantworten hat. Kennt man sie nicht, unterschätzt man die faustgroßen Wesen, die Elfen nicht unähnlich sind, aufgrund ihres zarten Aussehens. Ihre durchscheinenden Flügelchen und die blonden Haare versprechen Friedfertigkeit; ihr körperdurchbohrender Flug zeugt von einer ausgeprägten Aggressivität und Streitsucht. Einmal begonnen, ruhen sie nicht, ehe der Leichnam ihres Opfers völlig durchsiebt und blutig vor ihnen liegt.
Kwalkmülch, die:
._. Diese pflanzliche Milch tropft aus den frischen Trieben der Kwalkbeere und wird von Bat’ma Kindern bis ins Jugendalter direkt ab dem Pflanzenstiel getrunken.
Laachengewächs, das:
._. Die Wurzeln dieses Gewächses sind sehr hart und trotzdem elastisch. Sie wachsen senkrecht in der Erde, oft bis zu zwanzig Schritt tief. Laachenwurzeln werden aufgrund dieser Eigenschaften in Altstadt im Gerüstbau verwendet. Mit geeignetem Zuggerät können sie an einem Stück aus der Erde gehievt werden. Die Pflanze an der Oberfläche ist im Gegensatz zur Wurzel lächerlich klein; ein ausgewachsener gelbblättriger Laachenkopf misst im Durchmesser einen Fuß.
Landteller, der:
._. Der Landteller liegt weich in die Wolken gebettet im Himmel. In der Tiefe besteht er aus Grundstein, auf ihm spielt sich das Leben ab. Zwischen Altstadt im Osten und den Glimmsteinbergen im Westen befinden sich drei Niederungen, die durch Glimmsteinkämme voneinander getrennt werden.
Die mittlere der drei Niederungen wird größtenteils von einem immer grünen und stets weiterwachsenden Wald bedeckt, dem Schattwald. Er ist reich an Nahrung und die immer wiederkehrenden und sehr starken Regenfälle liefern genügend Wasser, um jeglichen Durst zu stillen.
Im Gegensatz dazu sind die beiden danebenliegenden Niederungen von karger Natur. Eine davon ist zur Hälfte mit Sand gefüllt. In der Sandmarwüste regnet es bloß an einem einzigen Tag im Jahr und auch dann nur für kurze Zeit.
Die andere Niederung ist einst so belebt und üppig grün wie die mittlere gewesen, heute ist sie nur mehr schwarz verkohlt und rot glühend. Hier sind die heißen Feueradern der Glimmsteinberge – genannt Glimmsteinadern – an die Erdoberfläche getreten und haben alles verbrannt, was sich nicht kurzerhand über den Bergkamm in die Nachbarsniederung gerettet hat.
Auch die vom Schattwald herüberziehenden Regenschauer können die Glut nicht löschen. Die Hitze verdampft das Wasser in der Luft und schickt den dichten Nebel direkt zurück zur Mitte des Landtellers. So taucht die sogenannte Negridebene den Schattwald stets in eine dichte Nebelsuppe.
Was dort seither lebt oder sich wieder angesiedelt hat, ist weitestgehend feuerresistent oder hat gelernt, sich gegen die enorme Hitze zur Wehr zu setzen.
Lichtstein, der:
._. Im Lichtsteinbruch nördlich von Altstadt sind die leuchtenden Steine zu finden. Lichtsteine an der Oberfläche verlieren mit der Zeit ihr Licht, in der Tiefe des Grundsteins behalten sie es länger. Die Lichtsteine finden insbesondere im düsteren Schattwald Abnehmer, wo sie nicht nur Helligkeit, sondern auch Schutz vor Fressfeinden bieten (Schattwaldkreaturen sind äußerst lichtscheu). Das Volk der Bat’ma formt aus den Steinen ihre Lichtsteindolche.
Lisander, der:
._. Der Lisander ist den gezüchteten Landteller-Schafen nicht unähnlich, vielleicht ist er ihnen sogar verwandt. Die schwarze Wollnase und die geringelten Hörner sprechen dafür. Entgegen den Schafen lebt er jedoch in der Wildnis und wird selten entdeckt. Ein paar Berichte sprechen von Sichtungen um Altstadt, wo er sich allem Anschein nach in den hohen Wiesen verbirgt.
Noch seltener ist seine begehrte Wolle, die auf den Märkten in Altstadt Höchstpreise erzielt. Sie ist weicher als Schafswolle und kratzt nicht auf der Haut. Das Geheimnis um den Herkunftsort der Lisanderwolle wird von den Händlern gut gehütet.
Lorks, die:
._. Lorks leben ausschließlich in Altstadt. Sie wachsen in Kanälen und Katakomben unter der Stadt auf und fühlen sich im Mief und Siff wohl. Alles, was ihnen zu rein vorkommt, ist ihnen ein Graus, weshalb sie die versiffteste Stadt des Landtellers nicht verlassen. Steigt ein engstirniger Lork aus dem Untergrund in die Straßen der Stadt, endet dieser Ausflug nicht selten mit einem Streit. Ein Altstädter Sprichwort besagt: »Kaum ein Lork in der Stadt, so hat man ihn satt.«
Luftknolle, die:
._. Luftknollen ermöglichen die Luftschiff- und Ballonfahrt. Sie wachsen anfangs sehr langsam, aber unaufhörlich und später mit zunehmender Geschwindigkeit weiter. Ab einer gewissen Größe überwiegt die Anzahl der mit Gas gefüllten Poren, natürlicherweise reißen sie sich ab und fliegen in den Himmel davon. Werden sie als Flugmittel genutzt, kann das Gas abgelassen werden, um dem Fluggerät den Auf- oder Abstieg zu ermöglichen.
Luftschiff, das:
._. Die aus leichtem Holz gebauten Luftschiffe der fliegenden Händler sind großartig anzusehen. Majestätisch durchkreuzen sie die Lüfte. Die Größe reicht vom kleinen Kutter, der von hollanduinschen Familien gerne für Ausflüge oder zum Fliegenfischen genutzt wird, bis zur mächtigen Handelsgaleere. Am Himmel gehalten werden die Schiffe allesamt durch Luftknollen.
Manderbär, der:
._. Die Riesenbären werden im Wald der mittleren Niederung gefürchtet. Sie sind mindestens so stark wie zehn Männer, ihre Krallen sind scharf wie Messer und ihr Biss reißt vermeintliche Angreifer in Stücke. Das majestätisch glänzende Fell schimmert je nach Witterung und Sonne in den unterschiedlichsten Braun-, Rot- und Schwarztönen; und es hält wärmer als vergleichbare Fellwaren. Besonders bei Waldvölkern, die der Kaltzeit in der Wildnis trotzen, ist es deshalb beliebt.
Mondpilz, der:
._. Dieser Pilz wächst bei Nacht in modrigen Verhältnissen. Während seiner Wachstumsphasen sondert er giftige Dämpfe ab, die bei empfindlichen Nasen zu Halluzinationen führen können.
Moormund, das:
._. Wie dieser hinterlistige Jäger aussieht, kann niemand wissen und auch über seine Entstehung ist nichts Weiteres bekannt. Das Moormund verbirgt sich in Sümpfen unter der Wasseroberfläche. Man nimmt an, dass es sich im Morast eingräbt oder gleich zu Beginn mit dem Sumpf entsteht und weiterwächst. Sein Mund kann mehrere hundert Schritt in zwei Richtungen groß sein und sein Schlund reicht wohl bis auf den Grundstein hinab. So lauert es im trüben Wasser, bis die Beute seinen Ausläufer betritt; danach erzeugt es einen Moormundstrudel, dem man aus eigener Kraft unmöglich entkommt.
Mormas-Inn, das:
._. Gute, sprich: saubere Unterkünfte, sind in den Unteren Vierteln von Altstadt rar. Das ›Mormas-Inn‹ hat sich trotz der Nähe zum Hafen dieses Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Wer in den nicht gerade günstigen Betten des Inns eine Nacht verbringt, trägt mit großer Sicherheit keine unerwünschten Krabbeltiere davon. Leisten können sich solche Nächte nur die gut betuchten Hollanduinen oder Leute aus den Oberen Vierteln. Letztere begeben sich auf der Durchreise an den Hafen von Altstadt und machen den Hauptbestandteil der Kundschaft aus. Die dazugehörige Kneipe wird streng geführt, steht aber jedem offen. Streitigkeiten sind gemäß Hausordnung auf der Straße beizulegen, dafür tragen die Rauswerfer – Aufpasser im Lokal – Sorge.
Muttermilch, die:
._. Die mit verschiedenen Kräuterzusätzen nach einer alten Rezeptur der Bat’ma gebraute Muttermilch macht Kinder besonders stark. Zeitweise ist sie auf dem Markt in Altstadt verkauft worden, heute sucht man sie dort vergebens.
Nachtmoos, das:
._. Diese Moosart wächst vielerorts bei Nacht. In Altstadt ist sie wenig beliebt, da sie ihr Gift durch die Luft verteilt.
Narbrät, das:
._. Narbrät wird bei den Bat’ma gebacken und kann frisch oder getrocknet verzehrt werden. Auf Wanderschaft ist es daher stets Teil ihrer Verpflegung. Die Rezeptur ist nur dem Volk bekannt.
Nebelwinde, die:
._. Zeitgleich mit den Feuern der Negridebene sind die Nebelwinde aufgezogen. Der dort verdampfte Niederschlag weht an den Talhängen herab in den Schattwald und taucht die Bäume in ewigen Nebel.
Neediche, die:
._. Die himmlisch duftende Neediche ist leicht an ihrer Samenkugel zu erkennen. Die rot gefärbte Kapsel enthält die gut riechenden Samen, welche zu ätherischem Öl verarbeitet werden können. Ansonsten mutet sie schlicht an, keine Blüten, keine Blätter und kein Stiel; nur diese Samenkugel. Wie sich die Kugel in der Luft hält, ist unerforscht.
Negridebene, die:
._. Im Süden des Landtellers befindet sich die Negridebene. Die einst grüne Niederung liegt nunmehr verkohlt auf dem Grundstein. In diesem Landstrich sind die Glimmsteinadern zu Tag getreten und sie verbrennen alles, was nicht feuerfest ist. Wie lange die Feuer noch weiterlodern, kann nicht eruiert werden.
Netzwächter, die:
._. Besonders begabte Kletterer haben sich auf der Lichtung der Bat’ma als Netzwächter betätigt. Ihre Aufgabe hat darin bestanden, die verbrauchten Lichtsteine zeitnah aus dem Haltenetz zu entfernen, damit der Halteballon die Hompelhäuser zurück in den Lichtschein befördert. Während ihrer Arbeit haben sie zusätzlich darauf achten müssen, dass sie den darunterliegenden Dorfplatz nicht mit herabfallenden Steinresten beschädigen.
Palputt, das:
._. Das Palputt gehört zur Gattung der Körnerfresser. Die Vögel sind in der freien Wildbahn anzutreffen, werden aber auch gerne als Nutztiere gehalten. Sie sind nicht besonders intelligent und bleiben stets in der Nähe der ergiebigen Futterquelle. Sie laufen selbst dann nicht von der fütternden Hand davon, wenn sie ihnen an den Kragen will. Das Fleisch ist roh ungenießbar; es enthält giftige Stoffe, die Lähmungen verursachen. Durch Erhitzung verrauchen diese Gifte, was man an den roten Flämmchen über dem Fleisch erkennt.
Paschnakkarten, die:
._. Das Kartenspiel ›Paschnak‹ wird in Rikschaan nach äußerst komplizierten und oft wechselnden Regeln gespielt. Die Karten sind bunt gestaltet.
Paanlau, der:
._. Der ehemals höchste Berg der nördlichen Niederung, auf dem Rikschaan erbaut worden ist. Der Paanlau ist mit der Zeit durch den Sandeintrag von der Erdoberfläche verschwunden und existiert nunmehr im Untergrund der Wüste weiter.
Pulverstock, der:
._. Im ausgehöhlten Holzstock findet eine Kugel aus Metall Platz, hinter der Schwarzpulver gezündet wird, um sie mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit aus der vorderen Öffnung zu jagen. An dieser neuartigen Waffe klebt viel unschuldiges Blut, da sie nur schwer kontrollierbar ist und kaum zielgerichtet eingesetzt werden kann. Trotz ihrer Ächtung wird sie weiterhin von diversen Bevölkerungsgruppen eingesetzt.
Quustenkröte, die:
._. Die Quustenkröte findet man auf der Zwischenwiese der Bat’ma-Lichtung. Sie verbirgt sich dort an feuchten Stellen unter hoch gewachsenen Pflanzen. Findet ein Bat’ma-Kind eine solche Kröte, wird sie als Haustier behalten, trotz des fehlenden Niedlichkeitsfaktors, denn ihre Augen sind unterschiedlich groß und quellen aus den Augenhöhlen, die fleischige und schwarz gefärbte Zunge hängt ihr stets aus dem Mund und ihr weißer Körper ist mit warzigen braunen Höckern übersät. Die Laute, die sie von sich gibt, erinnern mehr an ein Grunzen als an ein Quaken.
Reelanwurzel, die:
._. Die Stoffe der Reelanwurzel machen wunderbar locker und werden in Altstadt in Form von Tee zu sich genommen. Werden sie über längere Zeit gelutscht, versetzen sie einen sogar in den Tiefschlaf.
Reganwurm, der:
._. Ähnlich wie der Blysanderwurm frisst der bräunliche Reganwurm alles, was ihm in die Quere kommt. Im Gegensatz zum Ersteren bewegt er sich aber durch den Untergrund und nicht durch den Himmel. Sein Fressorgan wächst mehrere Schritt breit; wie lang ein Reganwurm werden kann, ist derweil nicht bekannt.
Rikschaan:
._. Rikschaan ist einst auf dem Paanlau erbaut und über Zeiten hinweg von Sklaven weiter gebaut worden. Ganz aus Lehm türmen sich die Stadtmauern auf. Diesem Stadtmonument auf dem Papier gerecht zu werden, ist beinahe unmöglich, man muss seine Größe mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu begreifen.
Rikschaan hält den Blick gefangen; man vermag die Augen erst von der Stadt zu nehmen, wenn man den Wüstendämon Sandrahaam erblickt, der durch den Sand schwimmend die Stadt umkreist.
Vom Stadteingang bis nach oben zum Flughafen reihen sich in unterschiedlichen Quartieren Wohnhäuser an Wohnhäuser, in den Suks finden sich Hunderte von Geschäften und an den Plätzen buhlen die Gaststätten und Cafés um die Gunst der Stadtbewohner. Seit dem Niedergang der Sklavenkaste ist das Handeln von Lebewesen aller Art in der Stadt strengstens verboten, man munkelt jedoch, es gäbe einen Schwarzmarkt im Untergrund, wo weiter um das Leben von Kreaturen gefeilscht wird und brutale Wettkämpfe ausgetragen werden.
Salen, der:
._. Der Schutzgott und Bat’ma-Behüter in der Ewigkeit begleitet die Bat’ma alltäglich im Gebet. Es handelt sich dabei um eine sehr alte Glaubensform.
Sanderfluh-Erkältung, die:
._. Die Erkältung sucht hauptsächlich Säuglinge heim. Während des Krankheitsverlaufs entzünden sich die Lungen derart, dass sich die aufgequollenen Lungenbläschen vom Rest des Gewebes lösen und vom Erkrankten blutig ausgehustet werden. Die Symptome bleiben bestehen, bis die Lunge kaum mehr neuen Sauerstoff fördern kann. Wird die Krankheit nicht frühzeitig erkannt und behandelt, droht der Erstickungstod des Patienten.
Sanderyack, das:
._. Das Sanderyack ist ein friedliebendes Tier, das in einer stoischer Gemütsruhe lebt und diese auch ausstrahlt. Kein anderes Lebewesen auf dem Landteller bringt eine größere Geduld auf als die Yacks. Es ist also wenig erstaunlich, dass kein Kind jemals ein Sanderyack im Blickduell besiegt hat.
Besonders geduldige Farmer spannen sie vereinzelt als Zugtiere auf dem Feld ein.
Der massige Körper des Tiers wird gänzlich von einem zotteligen braun-schwarzen Fell bedeckt; seine gütigen Augen tragen dieselbe Farbe, nur die unter den Haaren verborgenen Hufe sind schwarz gefärbt.
Sandmarwüste, die:
._. In der Sandmarwüste regnet es bloß an einem einzigen Tag im Jahr und auch dann nur für kurze Zeit. Entstanden ist sie durch große Wanderdünen, die von den Glimmsteinbergen her durch die Niederung gezogen sind und die Flora unter sich begraben haben.
Sandrahaam, der:
._. Dieser Dämon in Form einer monströsen Wüstenschlange zieht seine Bahnen um die Stadt Rikschaan und scheint über sie zu wachen. Woher er stammt, ist unbekannt. Der Wüstensand formt seinen schuppigen Panzer, wobei jede Schuppe spitz nach hinten gerichtet angelegt ist. Aus seinen Augen strömen schwarze Dunstfäden, die sich um die zwei darüberliegenden Hörner kräuseln.
Schattmoormuschel, die:
._. Der sternförmige Panzer der Schattmoormuschel läuft nach hinten spitz zusammen. Wie das Tier darin aussieht, entzieht sich dem akademischen Wissen. Es schützt sich mit dieser äußerst robusten Hülle vor Fressfeinden; sie kann kaum geknackt werden. Primitive Völker schärfen die Kanten der Schale und verwenden die Muschel präpariert als Dolch oder Speerspitze, das Tier bleibt derweil in der Muschel sitzen.
Schattwald, der:
._. Die mittlere der drei Niederungen wird größtenteils von diesem immer grünen und stets weiterwachsenden Wald bedeckt. Er ist reich an Nahrung und die immer wiederkehrenden und sehr starken Regenfälle liefern genügend Wasser, um jeglichen Durst zu stillen. Zwischen den Bäumen und Sträuchern des Waldes trüben die Nebelwinde die Sicht, so verirrt man sich allzu leicht und wird schnell Opfer der gefräßigen Kreaturen, die dort leben.
Schniit, der:
._. Der Schniit jagt in Höhlen und verlässt diese nur, um sich eine neue, futterreichere Höhle zu suchen. Seine großen Reißzähne sind seine gefährlichste Waffe. Davon zeugen die Narben und Schrammen, die jeder Schniit durch Revierkämpfe auf der nackten Haut trägt. Sein Vorderkörper zeigt sich stark und muskelbepackt, sein Hinterteil dagegen schlank und wendig. Auf der Jagd pirscht er sich nah heran, dabei verbirgt seine dunkle Haut ihn im Schatten der Höhle. Die letzte Distanz legt der Jäger schnell auf den Hinterbeinen zurück, treibt mit der gesamten Kraft seines Vorderkörpers die Reißzähne in das Fleisch seines Opfers und schlägt seine drei Schwänze durch die Luft.
Schrommper, der:
._. Schrommper kriegt man nicht zu Gesicht, man hört aber ihr Knurren, mit dem sie nach einem passenden Partner rufen. Man erzählt sich, dass Schrommper noch während der Paarung nach dem nächsten Partner knurren. Auch wenn dieser Umstand aufgrund ihrer fehlenden Sichtbarkeit nicht als erwiesen gilt, kann in diesem Fall doch von der Wahrheit ausgegangen werden, da sie unentwegt diesen Laut von sich geben.
Schrundfrau, die:
._. Schrundfrauen wohnen als Witwen mit ihren Kindern zurückgezogen in den Unteren Vierteln von Altstadt. Was ist bloß mit den Schrundmännern geschehen?
Schutzwall, der:
._. Der Schutzwall markiert die Grenze zwischen Altstadt und der Wildnis. Er hält den Schattwald und die meisten Kreaturen von der Stadt fern. Die hohe Mauer wird von unzähligen Fackeln, die auf der Stadt- und Waldseite angebracht sind, erleuchtet.
Die Stadtwachen tun ihren Dienst nur ungern auf dem Wall, da sie trotz aller Sicherheitsvorkehrungen Gefahr laufen, aus der Wildnis heraus angegriffen zu werden.
Schwarze Nichts, das:
._. Die Blendyre betrachten das Schwarze Nichts als lebensverschlingendes Element.
Schwarzmaßflüssigkeit, die:
._. Diese schwarze Tinktur wird zum Schreiben auf Papier verwendet und sollte nicht getrunken werden, sie ist giftig. Erstanden wird sie bei Waldvölkern; wie man sie herstellt, ist nicht bekannt.
Ser’Muuhl, der:
._. Die Blendyre beten einen Ser’Muuhl als ihren geistigen Anführer an. Er ist gemäß ihrem Mythos der Schöpfer des Landtellers und hat sämtliches Leben darauf geschaffen. Im Austausch mit seinen Untergebenen wacht er über die Wesen in den Niederungen.
Sintrosstrauch, der:
._. Diese Strauchart zeigt keinen Hauptstamm und auch keine Seitenäste; ihre mehrteiligen Knospen befinden sich leicht unter der Erde, was den Trugschluss nahelegt, dass die wellenförmigen Blätter einzeln aus der Erde erwachsen. In Wahrheit gehören sie jedoch zu ein und derselben Knospe. Die Blätter mit hellgrüner Färbung können ausgewachsen bis zu fünf Schritt hoch werden.
Skit, die:
._. Sämtliche Larven und Würmer der Wildnis, die eiternde Wunden befallen, werden unter diesem Begriff zusammengefasst.
Sunderwaspe, die:
._. Die Sunderwaspe ist ein Stechinsekt. Die Männchen werden drei Ellen lang und die Weibchen geringfügig weniger. Männliche Waspen tragen den Nachwuchs in zwei transparenten Eizellen am Unterleib und bereiten sich auf die Geburt vor, während die kleineren Weibchen sich um den Bau des Stocks kümmern.
Gemeinsam verteidigen sie sich und ihren Nachwuchs mit spitzen Geschossen, die sie aus vier Körperöffnungen seitlich am Hinterleib abfeuern – ihr Gift ist tödlich.
Sunderwaspenstock, der:
._. Im Schattwald sind verlassene Wabengebilde der Sunderwaspen zu finden. Im Sunderwaspenstock bringen die Männchen den Nachwuchs zur Welt. Nähert man sich einem bewohnten Stock, ist äußerste Vorsicht geboten, da die Sunderwaspen im Allgemeinen sensibel auf ungebetenen Besuch reagieren.
Süßwurzel, die:
._. ›Süßwurzel‹ gilt als Sammelbezeichnung für alle Radizes, die viel Zucker enthalten und somit gerne als schnelle Energielieferanten gekaut werden.
Talmtraube, die:
._. Diese Traube wächst einzeln am Stiel, der aus dem Erdreich vier Fuß hochwächst. Auf dem Markt gekaufte Talmtraubenbunde können bedenkenlos verspeist werden, da sie auf ausreichende Reife geprüft worden sind. Frisch gepflückte Talmtrauben sind mit Vorsicht zu genießen, unreife Früchte rufen unschöne und bleibende Körperverformungen hervor.
Tantosstrauch, der:
._. Tantossträucher werden in Altstadt zu den invasiven Neophyten gezählt und sind äußerst unbeliebt. Seit sie ihren Weg über den Schutzwall in die Stadt gefunden haben, verbreiten sie sich unkontrolliert in den Gärten der Oberen Viertel. Ihre Blätter sondern übelst riechende Gase ab, deren Gestank nicht einmal von den Riechwässerchen der führenden Riechwässerer übertüncht werden können.
Tempest Riechwässerei, die:
._. Die Tempest Riechwässerei kreiert die edelsten Düfte in ganz Altstadt. Sie gehört der Zunft der Riechwässerer an und verzaubert die Nasen der hier lebenden Oberschicht. Die von ihnen hergestellten und für gute Münzen verkauften Duftphiolen werden an einen Zwicker geklemmt, direkt unter der Nase getragen und reduzieren so den ständigen Mief der Stadt auf ein erträgliches Minimum.
Tölpel, die:
._. Das Volk von Tölpeln ist dafür bekannt, aufbrausend zu reagieren und jede noch so kleine Meinungsverschiedenheit zu einer persönlichen Sache zu machen; man kann dieses Verhalten ihrer minderen Intelligenz oder ihrem groben Charakter zuschreiben. Untereinander verstehen sich die Tölpel nicht besser, ihr Volk hat sich zerstritten und über den ganzen Landteller zerstreut. Man macht also besser einen großen Bogen um sie, wenn man nicht auf Ärger aus ist.
Zu erkennen sind sie an ihrem grimmigen Gesichtsausdruck, ansonsten gibt es kaum gemeinsame Merkmale; ihre Gesichter, Haare und Frisuren sind so unterschiedlich wie ihre Größe und Körperform.
Tyraber, der:
._. Der Tyraber besteht gewissermaßen aus unzähligen Hautfalten. Dazwischen ließe sich nach längerer Suche wohl ein Vorder- oder Hinterteil finden, doch dieser Vorgang gestaltet sich ausweglos kompliziert, da diese Viecher äußerst widerspenstig auf Berührungen reagieren; auf den ersten Blick erkennt man nur Hautberge. Da sie eine große Lederausbeute versprechen, wird das Tier oft für die Lederproduktion gezüchtet. Ihr Wachstum verläuft höchst unterschiedlich, kaum glaubt man alle möglichen Größen ermittelt zu haben, tauchen erneut schmächtigere oder korpulentere Individuen in der Herde auf. Die Durchschnittsgröße wird aus diesem Grund nicht weiter ermittelt.
Untertagschmiede, die:
._. Die vom Schlotbaron geführte Untertagschmiede beliefert Altstadt mit Kriegsgerät aller Art. Die Schmiede fördern das Erz in ihren unterirdischen Stollen und machen sich die heißen Ausläufer der Glimmsteinberge zunutze, um mächtige Waffen anzufertigen. Glaubt man den Geschichten, die sich um die Schmiede ranken, hält eine Untertagwaffe ewig.
Untervolk, das:
._. In letzter Zeit sind in den Tavernen am Kantplatz vermehrt Geschichten über das Leben im Untergrund von Rikschaan zu hören. Einst haben sie in den Berg Paanlau ihre Tunnel geschlagen, um sich unterhalb der Stadt vor den Sklaventreibern zu verstecken. Zum Besten gegeben werden die Erzählungen von buckligen Leuten, die selbst dem Untervolk angehört haben. Mit der Befreiung von Rikschaan hat sich das multikulturelle Volk vordergründig aufgelöst, ihr Verständnis füreinander und ihre Einigkeit sind aber weiterhin zu spüren.
Urtynktur, die:
._. Die Urtynktur ist ein Pilzgebräu und wird von den Blendyren von klein auf getrunken, um sich daran zu berauschen und mittels eigener Illusionen am Schöpfungsvorgang mitzuwirken – wie sie behaupten.
Verschlusspaste, die:
._. Sie spannt sich als zweite Haut über den Mund und lässt ihr Opfer verstummen. Wie dies geschieht, ist nicht bekannt.
Vianderliane, die:
._. Die Vianderliane klebt mit zunehmendem Alter stärker. Gerät man an eine uralte Liane, kommt man nicht mehr von ihr los. Viele Tiere und Kreaturen des Schattwalds sind durch diese Pflanzen vor Hunger und Durst umgekommen.
Waldstampfer, der:
._. Die geschlechtslose Spezies der Waldstampfer gibt der Wissenschaft Rätsel auf; niemand weiß, wie sie sich fortpflanzen. In ihrem Aussehen gleichen sie sich allesamt. Die Rundungen des Gesichts eines Waldstampfers werden von zwei Pausbacken überzeichnet und von zwei noch runderen Ohren flankiert. Die kleinen Knopfaugen sitzen schwarz in den tiefen Augenhöhlen und seine ebenso schwarzen Haare trägt er wild im Gesicht.
Sein Körper gleicht dicken Lehmklumpen; pummelig und knubblig mit zwei Beinen und drei Armen, wobei der Zufall entscheidet, ob der dritte Arm rechts oder links am Körper zu finden ist.
Waldwahn, der:
._. Dem Waldwahn Verfallene geben nur wirres Zeug von sich und neigen zu Gewalttaten. Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf nimmt die Verrücktheit unter stetigem Haarverlust zu, bis der Glatzköpfige sich schließlich ganz aufgegeben hat.
Walswicke, die:
._. Eine Pflanze, die in langen Strängen geflochten über den Boden wächst.
Wanderimme, die:
._. Die fliegenden Wanderimmen gleichen den Hausbienen in Altstadt im Aussehen und in der Lebensweise. Sie sammeln ihren Nektar jedoch nur in der freien Wildbahn und fliegen ungleich hektischer durch die Gegend.
Wanderlure, die:
._. Wie ihr Name es vermuten lässt, wandert die Lure im Schattwald umher. Die knochendünne Gestalt mit zerschlissenem Umhang und fettigem Haar bietet einen scheußlichen Anblick.
Die Nomadin haut wehrlose Opfer nicht in die Pfanne, sondern in den Topf – den Suppentopf, um genau zu sein. Um trotz ihres zahnlosen Munds noch essen zu können, zerkocht sie ihre Suppe breiig und bei der Auswahl der Zutaten ist sie nicht sehr wählerisch, da sie nur über schlecht ausgebildete Geschmacksknospen verfügt.
Wannertier, das:
._. Wannertiere bestehen zu hundert Prozent aus transparenten, reflektierenden Schuppen, von ganz innen bis nach ganz außen. In ihrem Innersten sind die Schuppen groß gewachsen, gegen außen hin werden sie kleiner. Durch minimale Dynamik der einzelnen Schuppen bewegen sie sich in alle Richtungen fort. Ihre Körperform lässt kein Hinten und kein Vorne vermuten, sie sind gleichförmig oval.
Warmtagswürmchen, die:
._. An warmen Tagen hört man das leise Zirpen der Warmtagswürmchen unter den ältesten Wurzeln der Schattwaldbäume. Macht man sich die Mühe, regungslos zu verharren und tief in das Dunkel unter den Wurzeln zu sehen, kann man ihre leuchtenden Füßchen erkennen, die sie nur zeigen, wenn sie sich ungestört wähnen. Warmtagswürmchen kommen nur in Schwärmen vor.
Warmzeit, die:
._. Auf die Kaltzeit folgt die Warmzeit, die den Entbehrungen des letzten halben Jahres ein Ende setzt. Nahrung ist genug vorhanden und kann einfacher beschafft werden. Die Wärme weckt das Leben auf dem Landteller.
Wïsanbalg, das:
._. Die Bat’ma bezeichnen damit ihre Waisenkinder. Implizit wird dadurch der Person eine Außenseiterrolle zugewiesen.
Wïse, der/die:
._. Siehe ›Wïsanbalg, das‹
Yulander, der:
._. Vom Yulandersaft abhängig gewordene Individuen werden als Yulander bezeichnet. Sie vernachlässigen durch die Suchterkrankung sich selbst und ihre sozialen Pflichten. Yulander sind leicht an ihren Ausdünstungen zu erkennen, die stark nach dem Gebräu riechen, und leiden unter diesem Stigma.
Yulandersaft, der:
._. Yulandersaft ruft beim Trinkenden zunächst eine starke Euphorie hervor, darauf folgen eine Phase der Gleichgültigkeit und Krankheitsgefühle am Folgetag.
Yulandertee, der:
._. Aufgekochter Yulandertee wirkt weniger als der kalt gepresste Saft. Er euphorisiert nur schwach und macht kaum merklich gleichgültig, schmeckt dafür aber besser und die Krankheitsgefühle bleiben aus.
›Zum Schutzwall‹, Kneipe, die:
._. Die Kneipe bietet die letzte Möglichkeit, sich zivilisiert zu verpflegen, danach gibt es nur noch die weite Wildnis. In der Kneipe ›Zum Schutzwall‹ trifft man also allerlei abenteuerlustiges Gesinde. Die einen lauschen den Geschichten der Rückkehrer, die anderen erzählen sie aus vollem Munde.
Zwischenwiese, die:
._. Als Zwischenwiese bezeichnen die Bat’ma den Landstrich um ihr Dorf, der bis zu den Glimmsteintafeln am Waldrand reicht. Auf diesem Landfleck gedeihen die Pflanzen, die mit den Hollanduinen als gut riechende Kräuter und Öle gehandelt werden.

Christoph R. Reltir
Autor der Geschichten

Christoph R. Reltir, 1987 in Bern geboren, fasst fantastische Geschichten in Worte. Die Ideen dazu schöpft er aus dem alltäglichen Leben und weitreichenden Gedankenreisen. Er arbeitete als Grafiker und Architekt, studiert gegenwärtig im Zweitstudium Sozialwissenschaften und lebt in der Umgebung von Bern.

Unterstütze mich auf Patreon

Da ich oft in Gedanken unterwegs bin, tummeln sich in meiner Vorstellung viele Geschichten, die ich gerne zu Papier bringe, um sie euch zu erzählen. Als (freischaffender) Nachwuchsautor bin ich daher dankbar für jeden spendierten Kaffee, der mich länger schreiben lässt.

Es freut mich außerordentlich, wenn du mich via Patreon unterstützt.